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Das Gebet der Gebete

Von Wolfgang Leyk, Evang.-Luth. Kirche in Bayern

„Herr lehre uns beten!“ bitten schon in der Bibel die Freunde Jesu ihren Meister. Seine Antwort ist klar, verständlich und umfasst alle Bereiche des Lebens - ein Gebet für den Hausgebrauch.

Ein Schweizer Taschenmesser hilft in allen Lebenslagen. Genial, wie die Erfinder verschiedenste Werkzeuge auf engstem Raum so zusammengepackt haben, dass man es jederzeit aus der Tasche ziehen kann. Greifbar und tauglich für viele Situationen wünschte sich Jesus auch das Beten der Menschen. Orientiert an den wichtigen Gebeten, die er als frommer Jude kannte, lehrte er die Seinen ein Gebet, dessen besondere Bedeutung heute auch darin liegt, dass Christen seine Worte direkt auf Jesus zurückführen.

So öffnet das Vaterunser also nicht nur eine Aussicht auf den „Vater im Himmel“, es mobilisiert auch Erinnerungen an Jesus von Nazareth. Das Vaterunser wirkt in viele Richtungen. Es spricht allermenschlichste Bedürfnisse an und hat zugleich einen Blick für den großen, umfassenden Verlauf der Welt- und Heilsgeschichte. Dieses Gebet ist wie ein Modell für ein Leben, in dem Gegensätze zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfinden. Das könnte der Grund sein, warum Jesus empfahl, dieses Gebet immer wieder zu sprechen - vor allem dann, wenn uns die Worte fehlen.

Am Anfang des Vaterunsers öffnet sich eine ganze religiöse Welt

Gemischte Gefühle: Mit Vätern ist das so eine Sache. Man kann sie lieben, sich mit ihnen streiten oder sie bewundern. Auf kürzestem Raum bringt das Gebet zusammen, was wir uns oft widersprüchlich von Gott wünschen: Nähe, Sanftheit, aber auch Kraft und dass er anders ist als wir. Wenn wir beten, erhoffen wir Beruhigung und Trost, aber auch die Aussicht, dass sich etwas ändern kann. Wir brauchen einen Gott, der uns versteht. Gleichzeitig wollen wir ihm zutrauen, dass er irgendetwas für uns tun kann, was auch immer das sei.

Eine ganze Welt: Am Anfang des Vaterunsers öffnet sich eine ganze religiöse Welt: Unsere Seelen und Gefühle gehören zu ihr genauso wie die Aussicht auf einen viel weiteren Sinn. Wenn wir das Vaterunser sprechen, betreten wir diese andere Welt. In der evangelischen Kirche glauben wir eigentlich nicht, dass Gebete und Texte schon eine Wirkung entfalten, nur weil man sie gesprochen hat. Aber das Vaterunser kommt einem solchen Gedanken schon nahe. Schon beim Aussprechen könnten Dinge in Bewegung geraten in uns und um uns. Das Vaterunser ist dann mehr als ein Gebet zu Gott. Es ist auch ein Bekenntnis gegenüber der Welt.

 

 

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Wir danken der Evang.-Luth. Kirche in Bayern für die Nutzungsrechte zur Veröffentlichung des Textes. Weitere Artikel zum Gebet der Gebete und finden Sie auf der Website der Landeskirche Bayern.

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Das Vaterunser

Das Vaterunser ist das am weitesten verbreitete Gebet des Christentums. Im Neuen Testament wird es in den Evangelien nach Matthäus und Lukas überliefert (Mt 6,9–13 und Lk 11,2–4).

Die Evangelisten erzählen, wie Jesus seine Jünger das Vaterunser zu beten gelehrt hat. Die ausführlichere Fassung von Matthäus ist bis heute in Gebrauch. Dort ist das Vaterunser Kernstück der Bergpredigt. Die knappere Version im Lukasevangelium wird auf der Reise von Galiläa nach Jerusalem angesiedelt. Aufgrund der Gemeinsamkeiten zwischen beiden Varianten nimmt die Bibelwissenschaft eine gemeinsame schriftliche Quelle an.

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